Auf Augenhöhe

Junger Mann schaut uns an

“Gott ist bei den Menschen vor dem Missionar.“

Ein Satz, der die Sicht von Mission, Verkündigung, Apostolat, Evangelisierung verändert. Wer die frohe Botschaft von der Nähe Gottes verkündet, wird also Gott nicht in das Leben der Menschen „importieren“. Gott begleitet diese wie alle Menschen seit dem Beginn ihres Lebens.

Das wirft eine besonderes Licht auf die Art der Seelsorge: Die Seelsorgerin und der Seelsorger treffen immer auf Menschen, die bereits eine Geschichte mit Gott haben, ob diese es so ausdrücken oder nicht. Die Aufgabe der Seelsorge ist es zu helfen, zu initiieren und zu begleiten, dass die Menschen das entdecken können.

Wie bei den Emmausjüngern

Es ist wie in der Begegnung Jesu mit den Jüngern, die nach Emmaus gehen (Lk 24,13-35). Jesus sagt den beiden nicht auf den Kopf zu oder überrumpelt sie mit der Nachricht, dass er der Auferstandene sei. Er lässt die beiden ihre Erfahrungen erzählen. Erst dann bietet er ihnen eine Erklärung für ihre Erfahrung an. Aus dem Gesetz des Mose, aus den Schriften der Propheten und den Psalmen schöpft er Erklärungselemente. Nach dem langen Weg und beim gemeinsamen Mahl gehen den Jüngern die Augen auf. Sie erkennen den, der mit ihnen ging.

Diese Erzählung ist nicht nur eine Auferstehungserzählung, die das Herz berührt. Sie ist ein Paradigma, wie Seelsorge im Sinne einer Begleitung der Menschen geht. Die Nachfolgenden werden es nicht besser machen als der „Meister“.

Darum setzt die Erzählung Maßstäbe für die Seelsorge:

Seelsorge bedeutet: den Menschen auf Augenhöhe begegnen.

Seelsorge bedeutet: mit Aufmerksamkeit und Achtsamkeit auf das hören, was die Menschen erzählen, was sie bewegt.

Seelsorge bedeutet dann: aus dem Schatz der Heiligen Schriften und den Glauben der Kirche das hervorholen, was den Menschen die Augen aufgehen lässt.

Hubertus Brantzen

 


Foto: pixabay.com

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