Am Puls der Zeit Gott nachspüren
Neues Buch möchte Struktur- und Reformprozesse geistlich gestalten helfen
Das sei kein naiver Vorgang. Vielmehr gehe es um einen reflektierten hermeneutischen Zugang, wie er etwa auch beim Philosophen Hans-Georg Gadamer und dessen Umgang mit historischen Texten zu finden sei, betont Faulhaber, der die wissenschaftliche Reflexion in mehreren Beiträgen zusammengefasst hat: „Ich kann nicht aus Distanz verstehen. Ausgangspunkt ist zunächst meine eigene gegenwärtige Situation. Entscheidend für das Verstehen ist allerdings, die Grenzen des eigenen Horizonts zu weiten, indem eigene Wahrnehmungen mit historischen und existentiellen Erfahrungen anderer sozusagen verschmelzen, wie dies für Gadamers Theorie der Horizontverschmelzung wesentlich ist.“
„Diese Schule der Wahrnehmung und des geistlichen Austausches ist nicht am grünen Tisch entstanden, sondern aus der Dynamik einer Gruppe und des gelebten Lebens. Wir haben festgestellt, dass unser Austausch eine ungeahnte Tiefe bekommen hat, nach der wir uns in den praktischen Prozessen der Kirchenentwicklung immer gesehnt haben“, erklärt Bischof Gerber. Paulus und Barnabas hätten in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts in Jerusalem davon erzählt, was Gott zusammen mit ihnen auf ihren Missionsreisen getan hat.
Pfarrer Schmid, der in Eislingen bei Stuttgart für mehrere Gemeinden verantwortlich ist, hat mehrjährige Praxiserfahrung mit dem gemeinsamen Aufzeichnen des Erlebten auf der „Pastoralen Schriftrolle“. „Immer zu Sitzungsbeginn notieren wir Erfahrungen, die in uns eine Resonanz ausgelöst haben.“ Dabei gehe es nicht um eine sachliche Gemeindechronik. „Es ist das Subjektive, Erlebnis- und Erfahrungshafte gefragt. Darin lesen wir dann auch, was Gott mit uns vorhat!“ Eine Wirkung dieses geistlichen Prozesses war, dass zwei bislang eigenständige Pfarreien heute fusioniert sind. „Durch unsere kleinen Geschichten, Ereignisse und Erlebnisse führt Gott uns zusammen! Da war der kirchenrechtliche Akt zuletzt nur noch die Besiegelung eines Vorgangs, den wir im gelebten Leben bereits vollzogen hatten“, erläutert Schmid rückblickend.
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