Wo der Geist Gottes hinführt

Bedingungen, damit der Synodale Weg gelingen kann

Die erste Plenumssitzung des Synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland findet vom 30. Januar bis 1. Februar 2020 in Frankfurt am Main statt. Die Erwartungen an diesen Gesprächsprozess sind sehr unterschiedlich. Selbst unter den Bischöfen reicht die Einstellung von hoher Motivation bis hin zur strikten Ablehnung. Insgesamt schwanken die Prognosen zwischen großer Hoffnung und einer sich ausbreitenden Resignation, bevor der Weg überhaupt begonnen hat.

Da gibt es die Position, die anvisierten Themen – Macht, Sexualmoral, Lebensform der Priester und Stellung der Frauen in der Kirche – herunterzuspielen. Es gehe um den Glauben an Jesus Christus und nicht um solche, eher nebensächlichen Themen. Mit diesem Argument kann allerdings jedes Gespräch blockiert werden. Ja, es geht immer vor allem um Jesus Christus, der aber mit uns auf dem Weg ist.

In einer Gegenposition will man, wenn etwa die Zulassung der Frauen zum Priestertum nicht eingeführt werde, lieber ein Kirchenschisma riskieren, als weiter in einer frauenfeindlichen, männerdominierten Kirche auszuharren.

So wird oft, wie es inzwischen in unserer Gesellschaft bei vielen Fragen üblich geworden ist, im Blick auf die anstehenden Themen in Schwarz-Weiß-Formaten diskutiert. Entweder so – oder gar nicht, ist die Parole.

Diejenigen, die vermittelnde Positionen vertreten, mahnen an, ernsthaft und offen miteinander ins Gespräch zu kommen und wohlwollend aufeinander zu hören. Nur so lasse sich eine lieblose und spaltende Konfrontation vermeiden.

Wir sind der Meinung:

Es bedarf mehr als eines gesitteten und erwachsenen Gesprächsstils. Dieser Gesprächsstil muss – sonst wären wir nicht Kirche – getragen sein von der Haltung, dass letztlich der Geist Gottes die Wege der Kirche und darum auch des Synodalen Weges führt.

Das bedeutet:

Indem wir miteinander sprechen, versuchen wir zu verstehen, was die Hintergründe und Emotionen der einzelnen Argumente sind. Wir suchen genau darin, was der Geist Gottes uns sagen will. Gottes Führung kann nicht, wie manche meinen, zum Beispiel an veränderbaren kirchenrechtlichen Bestimmungen abgelesen werden. Grundsätze zu den vier zu verhandelnden Themen können auch nicht einfach aus der Bibel abgeleitet werden. Auch die Tradition der Kirche ist kein absolutes Argument, denn es gab in der Kirche immer wieder neue Traditionen und neue Ausrichtungen.

„Seelenstimmen“, die persönlichen Erfahrungen der Menschen mit sich und ihrer (sozialen) Umwelt, und die „Zeichen der Zeit“ sind unserer Überzeugung nach Sprachrohre, durch die Gott wichtige Themen setzt. Themen, die besonders umstritten sind, will Gott besonders betonen (J. Kentenich). Und solche Seelenstimmen und Zeichen der Zeit sind keinesfalls einfach als negativ konnotierter „Zeitgeist“ abzuqualifizieren. Hinter ihnen verbergen sich ernsthafte Anliegen.

Freuen könnten wir uns auf den Synodalen Weg, wenn jede und jeder in den Gesprächen den anderen zutraut, dass sie es ganz ernst mit der Kirche meinen, und im Meinungsaustausch fragt: „Was möchte uns Gott wohl mit diesem und jenem Beitrag sagen? Wohin will er uns führen?“
Ein geistlicher Weg entsteht also noch nicht, wenn vor und oder nach der Diskussion ein Gebet gesprochen oder ein geistlicher Impuls gesetzt wird. Geistlich wird der Weg, wenn in den Argumenten und Beiträgen selbst nach der Führung Gottes gesucht wird.

Hier reichen auch nicht demokratische Gesetzmäßigkeiten, denn es kann nicht einfach darüber abgestimmt werden, was der Wille Gottes ist. Vielmehr würde nach dem Gesetz „Dass alle eins seien!“ (Joh 17,21) eine Einmütigkeit „im Geist und in der Wahrheit“ (Joh 4,23) gesucht werden.

  • Dann würde eine pfingstliche Atmosphäre des geistlichen Hinhörens und des wechselseitigen Vertrauens entstehen, in der verschiedene Meinungen nebeneinander stehen dürfen. Wie in einer guten Familie würde dann nicht die Drohung im Hintergrund lauern: Wenn dieses oder jenes Ergebnis nicht erreicht wird, bin ich weg! Insofern ist das „Wie“ des Miteinanders genauso wichtig wie das „Was“ der Inhalte.
  • Dann entstünde eine Offenheit für die heutige Lebensrealität der Menschen, ohne eine Anpassung an den Zeitgeist befürchten zu müssen. Und es entstünde eine Offenheit für neue kirchliche Wirklichkeiten.
  • Dann entstünde eine Ahnung davon, was Paulus meint, wenn er sagt, dass wir als Kinder Gottes „zur Freiheit befreit sind“ (vgl. Gal 5,1).

Das sind Überlegungen, die wir nicht nur auf den Synodalen Weg herantragen möchten. Wir sollen sie uns selbst in unseren Familien, in den Gemeinden und Gemeinschaften, in denen wir leben, sagen lassen. Es gilt, das im Kleinen einzuüben, was im Großen, auch auf dem Synodalen Weg der deutschen Kirche, gelingen soll.

 

 

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