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Vom Ende einer Welt – und der Hoffnung auf eine neue
– mit Kommentaren
Es ist normal und gesund, vor dem ökologischen und sozialen Kollaps des Planeten Angst zu haben. Statt die jungen Menschen, die diese Angst spüren, großväterlich zu beschwichtigen oder ihre Sorgen abzutun, sollten wir ihren Gefühlen und Anfragen Raum geben, unsere eigene mit Konsum und Trägheit zugekleisterte Angst anerkennen und mit den jungen Menschen zusammen die enorme Energie, die in diesen Gefühlen liegt, in ein beherztes Engagement für eine lebbare Zukunft für uns und das Leben auf unserem begrenzten Planeten lenken. Tatsächlich werden die kommenden 10 Jahre für die Zukunft der Menschheit entscheidend sein, darin sind sich Weltklimarat, Biodiversitätsexperten usw. einig.
Seit einigen Monaten helfe ich auf dem noch sehr jungen und rapide anwachsenden „Campus de la Transition“ südöstlich von Paris mit. Dort kommen alle möglichen Menschen mehrerer Generationen, gläubig oder konfessionslos, zusammen, um sich über die bevorstehende „Große Transformation“ auszutauschen und sie in einem gemeinsamen Wohnprojekt bereits ansatzweise zu leben. Vor allem aber wird dort alternative Hochschulbildung für Studierende aller Fachrichtungen angeboten, die sich nicht mit dem resignierten „Weiter so“ unseres Gesellschafts- und Wirtschaftssystems abfinden wollen. Dies ist nur ein exemplarischer Ort, überall entstehen zurzeit ähnliche Initiativen. Und an solchen Orten wird deutlich: Hoffnung entsteht aus Dankbarkeit, in Gemeinschaft und im Gehen.
Und nicht zuletzt ist sie ein Geschenk von Gott her. Vielleicht könnte die Rolle der Christinnen und Christen auf der Erde gerade darin liegen, im vollen Bewusstsein der drohenden Katastrophe (zu dem Jesus etwa im Markus-Evangelium die Jünger wiederholt eindringlich aufruft) und in der Annahme und „Kompostierung“ ihrer Angst (Joanna Macy) tatkräftig und freudig aus der Hoffnung der Auferstehung zu leben. Einer Hoffnung, die danach drängt, Fleisch zu werden: in menschlichen Beziehungen, in kreativen Versuchen genügsameren und gemeinschaftlicheren Lebens, in konkreten Initiativen der Transformation, in Aktionen gewaltlosen Widerstands. Die Zukunft bleibt unsicher, es werden große Konflikte auf uns zukommen und wir werden selbst über weite Strecken nur auf Sicht fahren können – aber mitten in diese Unsicherheit hinein ist Gott Mensch geworden, er hat sie selbst durchlebt; er will auch uns helfen, ganz und erfüllt Mensch zu sein, mit versöhntem Herzen, mit und für andere.
Kommentar 03.03.2020
Zur Feststellung von Fabian Moos, dass “die kommenden 10 Jahre für die Zukunft der Menschheit entscheidend” sein werden:
In der “Wuppertaler Erklärung” vom 25. Juni 2019 haben Vertreter verschiedenen Konfessions- und Glaubenstraditionenen aus 22 Ländern die gesamte globale ökumenische Bewegung und alle Kirchen zu einer gemeinsam 10jährige Dekade des ökologischen Lernens, Bekennens und Handelns gegen den Klimawandel aufgerufen. (https://www.oikoumene.org/de/resources/kairos-for-creation-confessing-hope-for-the-earth-the-wuppertal-call/)
In dieser Erklärung wird die 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen im Jahre 2021 in Karlsruhe gebeten, eine solche Dekade auszurufen.
Kurt Faulhaber