Glauben weitergeben
In der Seelsorge steht die Vorstellung im Vordergrund, dass uns etwas geschenkt ist, das wir weitergeben sollen. So spielt zum Beispiel die Formel „Den Glauben an die nächste Generation weitergeben“ oft eine wichtige Rolle. Gerade wenn die christliche Botschaft in bestimmten gesellschaftlichen Kontexten sperrig ist, wird nicht selten das Wort des heiligen Paulus in 2 Tim 4,2 zitiert: „Verkünde das Wort, tritt auf, ob gelegen oder ungelegen, überführe, weise zurecht, ermahne, in aller Geduld und Belehrung!“
Das ist eine wichtige Aufgabe.
Doch ist es zugleich das Bemühen notwendig, dass das Wort Gottes bei denen, denen es verkündet wird, auch ankommen kann. Es muss ein „Kanal“ gefunden werden – inhaltlich, sprachlich, emotional, lebensmäßig –, durch den die Botschaft ankommen kann.
Was ist den Menschen wichtig
Vor aller Rede und Verkündigung ist es somit notwendig, auf das zu hören, was die Menschen sagen, wie sie leben, was ihre Sehnsucht ist. Der Lebenskontext der Menschen muss verstanden werden, dass die Botschaft anschlussfähig ist und bleibt.
Eigentlich ist es ganz einfach, wenn ich auf den eigentlichen Seelsorger, Jesus Christus, selbst schaue. Seine Frage war etwa in Lk 18,14: „Was willst du, das ich dir tun soll?“ Die Frage ist kein didaktischer Trick, um den Menschen das tun, was im Konzept steht. Sie nimmt vielmehr den Menschen in seiner Bedürftigkeit, aber auch in seiner Freiheit ernst.
Kompetenz in der Seelsorge
Die erste Kompetenz und Qualifikation einer Seelsorgerin und eines Seelsorgers, ob haupt- oder ehrenamtlich, ist somit die Fähigkeit, zuhören zu können, aufnehmen zu können, was sich im Leben der Menschen ereignet und wo die wirklichen Bedürfnisse der Menschen liegen. Erst dann kann eine Korrelation hergestellt werden: Was aus der Botschaft Jesu passt auf diesen und jenen Menschen, mit dessen einmaliger Biographie, mit dessen gegenwärtiger Situation und gegenwärtigen Beziehungen.
Hubertus Brantzen
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