Corona 3: Wie Gott Covis-19 bekämpft

ältere Frau mit EnkelinFoto: pixabay.com

Fortsetzung von: Wenn die Welt aus den Fugen gerät und Gottes Zwischeninstanzen

Unfair ist: Wenn einer von Gott redet, als würde er ihn in- und auswendig kennen, wenn dann aber die knifflige Frage kommt, wie denn Gott all das Böse zulassen könne, dann – kommt die Antwort: Gott ist ein Mysterium, ein Geheimnis.

Nein, Gott bleibt uns von Anfang bis zum Schluss ein Geheimnis. Das lesen wir schon in der Bibel: „Ich bin Gott, nicht ein Mensch.“ (Hos 11, 9). Das sagt uns schon die traditionelle Theologie (unter dem Stichwort „analogia entis“): Wir können eigentlich nie sagen: Gott ist so und so… Wir können nur sagen: Gott ist so ähnlich wie … Und müssen beifügen: Aber er ist mehr anders als ähnlich,

un/ähnlich,

mehr dunkel als hell. Frei nach Augustinus: Wenn du Gott verstanden hast, hast du ihn missverstanden. Was du verstanden hast, ist nicht Gott. (Si comprehendis, non est deus). Alles Folgende lesen Sie bitte mit diesem Vorzeichen „un/ähnlich“.

Gott – der Vorkämpfer gegen das Virus

Wie? Er lässt durch Evolution „Bruder Virus“ entstehen, um es zu bekämpfen? Ein Vergleich aus dem menschlichen Leben: Auf dem Spielplatz bemerkt eine Mutter, wie ihr Kind auf andere Kinder einschlägt. Selbstverständlich schreitet sie ein gegen ihr Kind und beschützt die anderen Kinder. Das tut sie aus Liebe. So un/ähnlich handelt Gott. Er lässt das freie Spiel der Evolution (der neue Name für Schöpfung) das Virus hervorbringen. Aber er wirkt gegen seine verheerende Ausbreitung, ermöglicht durch seinen global mobilen Wirt „Mensch“. Doch nicht, indem er den „Schädling“ auslöscht, nicht gewalttätig. Er lässt ihm sein Dasein und Sich-Vermehren. Er greift nicht von außen ein, sondern durch den Menschen, der das Virus bekämpft mit allen möglichen Gegenmaßnahmen.

So ein Vorgehen: etwas entstehen zu lassen, das großes Leid verursacht und die Möglichkeiten zu schaffen, es zu bekämpfen – da scheitert menschliche Vernünftigkeit. Ebenso das noch weitergehende Vorgehen Gottes, wie es Jesus tat: Er machte das entstandene Leid zu seinem eigenen, um das Übel aus dem Erleiden heraus zu bekämpfen. Er setzte sich dem Bösen bis zum Tod aus, um so das Böse durch das Gute zu besiegen. Was unvernünftig oder gar inakzeptabel scheint, ist – so Paulus – die „Weisheit“ Gottes.

Unsere evolutionsgeleitete Welt ist beherrscht von der Spannung zwischen der gegenseitigen Abhängigkeit und Angewiesenheit der Geschöpfe einerseits und dem Sich-Behaupten und Verdrängen anderen Lebens andererseits. Darin wirkt Gott mit seiner Dynamik einerseits des Lebenspendenden und andererseits des Ankämpfenden gegen alles Lebensfeindliche. Er tut es, indem er Menschen inspiriert zum Handeln aus Liebe. Das haben wir monatelang unzählige Male und tief bewegend erlebt: Eine ungeahnte Welle von Solidarität ging durch die Menschheit. Am eindrucksvollsten wohl im Sich-Aufopfern für andere bei Ärztinnen und Ärzten, Scherstern und Pflegern bis zum Einsatz des eigenen Lebens. Ich sehe darin

eine Woge der Liebe Gottes,

die durch die Herzen vieler Menschen strömte. Und die stärkende Kraft seines Geistes, die Menschen dazu befähigte. Wenn man diesen „Durchblick“ auf Gott in den Menschen einmal gewonnen hat, dann erscheint einem wirklich die Welt „Gottes voll“ (so Alfred Delp).
Und jeder kann Folgendes beobachten: Es ist gerade das Leid und das Böse, das Menschen herausfordert und das Beste an Mitgefühl und tätiger Solidarität hervorrufen kann. Gläubiger gesagt: Selbst

aus dem Bösen heraus wirkt Gott Gutes.

So ließe sich – in Anspielung an Goethes Faust – von Gott sagen: Er ist jene Kraft, der selbst im Bösen noch das Gute schafft. Und die selbst eine Mephisto sagen lässt, er sei „ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft“. Davon spricht in der Bibel Josef von Ägypten im Rückblick auf seinen Leidensweg, wo ein Unglück auf das andere folgte; einen Leidensweg, auf dem sich Gott nie zeigte, erst am Ende im Rückblick: „Ihr habt Böses gegen mich im Sinne gehabt, Gott aber hatte dabei Gutes im Sinn, um zu erreichen, was heute geschieht: viel Volk am Leben zu erhalten.“ (Gen 50, 20)

Diese Überlegungen lassen uns den letzten Schritt machen zu unserem Ausgangspunkt: „Gott kann nur lieben.“

letzter Teil folgt

Texte zur Vertiefung:
In dieser Homepage siehe „Downloads“ – „Theologische Vertiefungstexte“ – „13: Ambivalent – der Stachel des Theodizee-Problems“

 

 

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