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Exkurs: Corona – doch eine Strafe Gottes?
Theologen widersprechen vehement. Ich auch.
Weil man damit verbindet:
- Die Vorstellung eines von außen in die Welt eingreifenden Gottes.
- Ein falsches Gottesbild: Er kann nicht zulassen, dass Menschen gegen seine Ordnung und Gebote handeln.
- Oder gar: Die Gott zugefügten Beleidigungen müssen gebüßt werden.
- Ein pessimistisches Menschenbild: Die sündige Menschheit hat es nicht anders verdient.
- Eine jahrhundertelange exzessive Verkündigung eines strafenden Gottes.
- Eine Pädagogik der Angst, mit der Generationen von Kindern erzogen wurden.
All diese Assoziationen können wir kaum beiseite räumen. Täten wir es, zuerst tief in uns selber, könnten wir nachdenklich werden. Zu oft spricht die Bibel von Gottes Strafen, als dass wir das einfach verdrängen könnten. Eine typisch biblische Strafe sind ausgerechnet Epidemien!
Doch:
Die Bibel meint mit „Strafe“ etwas anderes
als das, was sich in uns festgesetzt hat. Lassen wir aber zunächst dieses missverstandene Wort beiseite.
Biblisch gesehen ist der Mensch Gottes Mitschöpfer. Er hat die Gabe der Freiheit. Gott gesteht seinen Mitschöpfern eigenes Gestalten und Handeln zu. Mitsamt den gewollten und ungewollten Konsequenzen seines Handelns, die zusammengehören wie Baum und Frucht. Denn Handeln wirkt und löst Wirkungen aus, setzt einen Prozess in Gang. Wer darum nicht weiß und darauf nicht achtet, den nennt die Bibel einen „Toren“. (Die Theologie spricht von Tat-Folge- Einheit oder Tun-Ergehen-Zusammenhang.)
Dass wir Menschen heute in nie dagewesener Weise gewinnsüchtig, ausbeuterisch und zerstörerisch mit Gottes Schöpfung umgehen, ist keine Frage. Die Konsequenzen und Folgen dieses Verhaltens zeigen sich immer eklatanter.
Dennoch nimmt Gott uns Menschen die einmal geschenkte Freiheit und Verantwortung nicht aus der Hand. Wir sind es selber, die sich selbst schädigen, die sich, ja, selbst „bestrafen“.
Gott aber spricht uns fortwährend ins Gewissen mit seinem Wort, seinen Geboten, weitsichtigen und prophetischen Menschen. Hören wir seinen leisen Ruf zur Umkehr nicht und treten die verheerenden Folgen mehr und mehr zutage, so macht Gott diese Folgen zu seinem Schrei zur Umkehr, der uns unter die Haut geht, um uns vor dem Abgrund zurück zu reißen.
Diesen Prozess, dass aus dem verkehrten Handeln des Menschen schlimme Folgen hervorgehen und diese Folgen zum wirksamen Ruf Gottes zur Umkehr werden, nennt die Bibel „Strafe“.
Insofern hat das Virus tatsächlich etwas mit einer „Strafe Gottes“ zu tun. Aber lassen wir besser dieses Wort „Strafe“ beiseite. Es muss missverstanden werden.
Kurt Fauhaber