Zum Amtsverzicht von Kardinal Marx

Ein geistlicher Kommentar.

Ist dieser Amtsverzicht vom Geist inspiriert? Dafür spricht: Es war ein Entscheidungsprozess von mehr als 2 ½ Jahren. Ausgelöst von zwei Vorgängen: Bei der Vorstellung der Missbrauchsstudie „MHG“ hatte eine Journalistin gefragt, ob jemand von den Bischöfen an Rücktritt denke. Marx hatte geantwortet: Nein! Das ließ ihn nicht mehr los. Danach sagte er in München im Dom, „dass wir versagt haben.“ Das löste beim ihm die Frage aus: „Aber wer ist dieses ‚Wir‘? Dazu gehöre ich doch auch.“ Schließlich reifte diese Entscheidung in der österlichen Umkehrszeit dieses Jahres. Und letztendlich besprach er sie mit einigen Vertrauten und Papst Franziskus.

Was will Gott dadurch uns sagen? Vielleicht dasselbe, was Marx für sich als Anspruch hörte. Zwei Konsequenzen zieht er in seinem Brief an Papst Franziskus.

Die erste, „Mitverantwortung zu tragen für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs“. Ich selber habe bisher mit Empörung über andere reagiert: Empörung über Priester mit sexueller Gewalt, Empörung über Ordinariate, die vertuschten, Empörung zuletzt über Nonnen in Kanada, die Kindern der Ureinwohner den „Indianer“ austreiben wollten und tote Kinder heimlich in Massengräbern verscharrten. Wenn selbst Jesus zur Taufe sich einreihte in die Schar von z.B. Betrügern und gewalttätigen Soldaten, wer bin ich, dass ich nicht sagen möchte: Solches haben „Wir Kirche“ getan?

Das zweite ist der Wunsch von Marx an Franziskus für seine Zukunft. Er möchte eine neue pastorale Aufgabe und sich „einsetzen für eine geistliche Erneuerung der Kirche“. Man fragt sich: Kann einer mehr in Kirche bewegen als ein Kardinal, als ein prägendes Mitglied nationaler wie internationaler Bischofskonferenzen und als einer der acht Berater des Papstes in Fragen der Weltkirche und Reform der Kurie? Sein größerer Wunsch ist, Seelsorger für eine geistliche Erneuerung zu werden.

Ebendarin sehen wir als „Pastoral am Puls“ unsere ureigene Aufgabe. Die Entscheidung von Karl Marx fordert uns heraus, will unser Engagement bestärken und verstärken. Darin können wir uns mit ihm solidarisieren.

Kurt Faulhaber


Foto: pixabay.com

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