Kentenich hat einen Ansatzpunkt, der Tradition und Reform übergreift. Er betrachtet das Christentum im Wesen nicht als ein Ideengebäude, sondern als einen Lebensvorgang. Als Lebensstrom, der durch die Jahrhunderte fließt. Die geistige Durchdringung und inhaltliche Bestimmung dieser Lebensprozesse ist ein begleitender, meist nachfolgender Prozess, aus dem die „Lehre“ hervorgeht, die aber das Leben selber nie ganz einholen und fassen kann.
Das vielleicht prominenteste Beispiel: Die Jünger lebten mit Jesus, kannten ihn. Das frühe Christentum entfaltete sich im neuen Leben aus der Gegenwart des Auferstandenen und seines Geistes. Die neutestamentlichen Schriften zeigen aber das Ringen um die Frage: Wer ist Jesus? Ein Prophet? Der Messias! Der Sohn Gottes! 400 Jahre dauerte es, bis die Lehre über Jesus Christus gefasst wurde: Gott von Gott, eines Wesens mit dem Vater.
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