Kommentar zu „Lenkt Gott den Lauf der Kugel?“

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Vielen Dank für den wohltuend differenzierten Beitrag zu den verschiedenen religiösen Lesarten des Attentats auf Donald Trump. Und ergänzend dazu auch des Attentats auf Papst Johannes Paul II.
Insbesondere das Bild der Perspektive des einen Grads finde ich toll! Manchmal vergegenwärtige ich mir die an einem Geschehen Beteiligten wie die Dramatis personae im Figurenverzeichnis eines Bühnenstücks mit allen für die Handlung wichtigen Haupt- und Nebenrollen. Und mit jeder Rolle auch die jeweils sie kennzeichnende Perspektive auf das Geschehen.

Und so gibt es bei der Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania am 13. Juli 2024 eben nicht nur die Perspektive Donald Trumps und die seiner Anhängerinnen und Anhänger, sondern auch die Perspektive der Familie des bei dem Attentat ums Leben gekommenen Feuerwehrhauptmanns Corey Comperatore, die Perspektive der Sicherheitskräfte, die der Journalisten, die der namenlos gebliebenen und in ihren Reaktionen sich vermutlich leicht voneinander unterscheidenden Zuschauerinnen und Zuschauer usw.
Vergegenwärtige ich mir diese Multiperspektivität und die für jede und jeden gültige Perspektive des einen Grads bei gleichzeitigem Anerkennen der göttlichen 360 Grad-Perspektive, bewahrt mich dies vor voreiligen, vermeintlich eindeutigen und vereinfachenden Schlussfolgerungen, die nicht selten gebraucht bzw. missbraucht werden für nicht allzu hehre Ziele.

Stephanie Rebbe-Gnädinger

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Dieser Beitrag hilft, das Geschehene einzuordnen und bewahrt davor, vorschnell falsche Schlüsse zu ziehen. Die nüchterne und dennoch vorsehungsgläubige Deutung, dass Gott durch die „autonomen technischen Abläufe“ handelt, ist wichtig und bewahrt vor einer magischen und wundersüchtigen Vorstellung des Handelns Gottes. Noch wichtiger ist, dass die (vorschnelle ) evangelikale Deutung als wunderbare Errettung eines Auserwählten und die Folgerung, dass Gott mit ihm noch Großes vorhat, zurückgewiesen wird (und das gerade am 80. Jahrestag des gescheiterten Attentats auf Hitler).

Das Bild mit dem 360°-Blick und dem einen bis maximal drei Grad, die wir erkennen, finde ich sehr hilfreich. Ich gebrauche gerne als Bild, um Gottes Vorsehung und den freien Willen des Menschen überein zu bekommen, das von einem genialen Computersystem, das programmiert ist (einen Plan hat), aber jeden Eingriff, jede Änderung sofort erkennt und sofort einarbeiten kann, um den Ablauf wieder auf Kurs des Plans zu bringen. Gott hat seine Pläne, wir Menschen haben den freien Willen, aber er weiß und sieht immer auch schon und hat schon bedacht, wie wir uns – frei – entscheiden. Keinem Menschen ist das so möglich, aber für Gott ist nichts unmöglich.

Stefan Mühl

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