Pulsierende Strukturen – Interview zur Instruktion aus Rom

Frage an Herrn Faulhaber: Was sagt denn die Pastoral am Puls zum Klerikalismus gegenüber Laien, zu Strukturreformen und all dem?
Faulhaber: Weiß ich nicht.

Frage: Aber du hast doch auf dieser Seite gerade zur Instruktion aus Rom geschrieben.    
Faulhaber: Ja, meine Meinung. Die Pastoral am Puls legt keine Positionen fest. Man diskutiert darüber, aber lässt Freiheit. 

Frage: Aber man muss doch seine Überzeugungen einbringen. Sich auf der Suche nach Antworten beteiligen. Nur gemeinsam hat man ein Gewicht.
Faulhaber: Die Pastoral am Puls sucht intensiv nach Antworten. Mehr nach gelebten Antworten.

Frage: Was sind gelebte Antworten? Zum Beispiel beim Miteinander von Priestern und Laien. Wer darf leiten?
Faulhaber: Eine gelebte Antwort: Da sitzt eine Gruppe um eine Schriftrolle. Jeder schreibt seine stärkste Erfahrung darauf. Ob der jung oder alt, Mann oder Frau, Priester oder Laie ist, das macht keinen Unterschied. Und wenn ein Bischof dabei ist …

Frage: Dann macht der den Unterschied.
Faulhaber: Nein, der wartet, bis er an der Reihe ist. Spricht nicht mehr oder länger als jeder andere. Dem höre ich nicht anders zu als der Gemeindereferentin. Wenn alle gesprochen haben, folgt die Frage: Was von dem Gesagten hat die Herzen am meisten berührt? Gott spricht nicht mit der Stimme der Macht, sondern in den Stimmen der Herzen.

Frage: Aber wer entscheidet?
Faulhaber: Die alle verbindende Frage lautet: Was sagt uns Gott durch das Geschehene, das wir voneinander gehört haben? Zu was regt sein Geist unsere Herzen an? Es ist ein gemeinsames Hören. Daraus entsteht fast immer eine Einmütigkeit. Wir kämen nie auf die Idee, einen Satz zu sagen wie den der Instruktion, dass die „Priester zusammen mit dem Bischof an erster Stelle der grundlegende Bezugspunkt für die Pfarrgemeinde“ sind (62) Der buchstäblich „grund-legende“ Bezugspunkt ist Christus, der durch seinen Geist in unserem Miteinander spricht.

Frage: Aber es muss Letztentscheider geben. Und es braucht Strukturen.
Faulhaber: Das ist keine Frage. Aber da wir uns in kleinen Kreisen bewegen, spielen Strukturen keine besonders wichtige Rolle.
Das Leben ist weit stärker als die Strukturen. Mal bahnt es sich seinen Weg in den Kanälen der Strukturen, mal sucht es andere und auch neue Wege, mal wirkt es gegen Strukturen. Es schafft lebensdienliche, bewegliche, vorläufige Strukturen.
Die Pastoral am Puls spricht sich herum, Leben weckt Leben, Leben überträgt sich auf andere. So breitet sie sich aus. Ist nicht so die Kirche entstanden und gewachsen?
Vor einigen Tagen schrieb mir jemand Erfahrungen in Südamerika von einer „Kirche, die ganz vom Leben der Menschen ausgeht, die aufgreift, was aus dem Leben heraus wächst, die dies schützt und fördert. In der >inkarnierten Kirche< sind Kleriker, Laien, Hauptamtliche, Ehrenamtliche, alle dabei – es ist keine strukturierte Kirche – sondern eine aus dem Leben kommende und Leben fördernde Kirche.“

Frage: Ist das eine gelebte, am Leben abgelesene Antwort?
Faulhaber: Meiner Meinung nach: ja.

 


Foto: pixabay.com

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