11 Vertiefungstexte – Jesuanisch kindlich

zwei Spatzen auf einer Hand
11  Jesuanisch Kindlich – Schritt 11

Jesus zeigt uns Gott als liebenden Vater und zärtliche Mutter. Bis in die kleinsten Kleinigkeiten ist er sorgend und sich mitteilend da. „Verkauft man nicht zwei Spatzen für ein paar Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters. Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt“ (Mt 10, 29f). So wird das eigene Sorgen befreit von angstbesetzter Existenzsorge. Wir machen uns keine Sorgen um die Zukunft der Kirche!

Das Wirken Gottes ist bei Kentenich durch und durch sein Handeln als Vater. Er orientiert sich an der Beziehung Jesu zum Vater. Wie Jesus „selbst stets und in allem – im Gebet, bei Arbeit und Leid – um den Vater kreiste, so zieht er alle, die sich ihm anschließen, in diesen Liebesstrom zum Vater hinein.“ (Vorsehungsglaube S.433)

Dasselbe gilt für Paulus, ja für das Neue Testament insgesamt: „Das neutestamentliche Gottesbild trägt ausgeprägte Vaterzüge.“ (433) „Ohne weiteres wird … die innere Beziehung zwischen Vorsehungsglauben und Vaterbild Gottes klar. Beide bedingen, fördern und fordern einander wie Wirkung und Ursache.“ (566)

Besonders hebt Kentenich die urpersönliche Liebe des Vaters zu jedem einzelnen hervor, wiederum abgelesen an Jesus, der lehrt, „daß der Vater an jeder kleinsten Kleinigkeit bei jedem einzelnen Menschen höchst persönlich interessiert ist und sich darum väterlich sorgt, so zwar, daß nicht einmal ein Haar ohne ihn, ohne sein Wissen und seinen Willen, ohne sein Zutun vom Haupte fällt (vgl. Mt 6,25-34).“ (434)

„Gottes persönliches Interesse an uns hat vor allem zwei Eigenschaften: es ist unendlich zart oder zärtlich und unendlich aufmerksam.“ (446)
Genau darauf kommt es Kentenich beim heutigen Menschen an. Dem mag zwar, sofern er gläubig ist, „eingehen, daß Gott – eben weil er Vater ist oder sein soll – durch seine nach ewigen Gesetzen normierte und regulierte Weltregierung das Wohl des einzelnen Menschen wenigstens summarisch miteinkalkuliert – so ähnlich etwa wie ein Mensch, der von Hause, von Natur aus gütig veranlagt ist, überall Güte ausstrahlt, wo er geht und steht. Es hat dann zwar den Anschein, als ob jeweils persönliches Wohlwollen dahinter steckte. Es ist aber nicht so. Er liebt, ohne jedoch an den einzelnen, die ihm begegnen, ein besonderes, ein warmes individuelles Interesse zu haben, das ihn ganz persönlich teilnehmen läßt an seinen Hoffnungen und Befürchtungen, an seinen Freuden und Leiden, an seinen Ängsten und Erwartungen – kurz, an seinem Wohl und Wehe, an allen Geschehnissen seines Lebens und an allen Schwankungen des Gemütes – etwa wie ein Freund das alles hat und bekundet mit dem Schicksal des Freundes oder wie Vater und Mutter den leiblichen Kindern gegenüber empfinden, mit ihnen leiden und sich mit ihnen freuen.“ (437)

Die Folge: Diese „Glaubenswahrheit bleibt für gewöhnlich im Kopf sitzen, sie geht nicht tiefer ins Herz hinein“. Sie „wird gar nicht oder doch nicht genug lebendig, … bleibt blasse, religiös verbrämte Idee, praktisch fühlt und weiß man sich von Gott – gewiss aus allgemeinem Wohlwollen – für bestimmte Zwecke der Weltregierung gebraucht, wenn nicht gar missbraucht, nicht aber so ganz persönlich und individuell aufgenommen und umsorgt, umhegt und umpflegt. Dadurch erlebt sich die Persönlichkeit als solche nicht tief genug in Gott verankert und nicht von ihm geschätzt und geschützt, sondern – wenn auch für göttliche Ziele – entpersönlicht, verzwecklicht, vermasst. (438-439)

So kommt es, dass der das Herz berührende Glaube an den liebenden Vater „dem heutigen Menschen fast unüberwindlich schwer fällt.“ (431)
Für Erzieher und Seelsorger stellt Kentenich die Diagnose:

„Wir glauben, feststellen und sagen zu dürfen:
dem objektiv biblischen Gottesbild fehlen in der persönlichen Aufnahme die wesentlichen Vaterzüge, und
dem subjektiv irdischen Vatererlebnis mangelt Ganzheit, Tiefgang und Dauerhaftigkeit.“ (432)

 


Literatur:

Kentenich, Joseph, Vorsehungsglaube. Turowskibriefe 1952/1953. Studien Band 2, als Manusskript gedruckt, Vallendar o.J.


Foto: pixabay.com

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