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4. Zeichen der Zeit
Gleichberechtigung der Frauen ist ein Zeichen der Zeit. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil ist es der Gemeinschaft der Glaubenden gegeben, die Zeichen der Zeit im Licht der Offenbarung Gottes so zu deuten, dass die Gegenwart und das Handeln Gottes darin sichtbar und seine Absichten erkennbar werden.
Kurzschlüssig wäre es, Gleichberechtigung als gesellschaftliche Forderung unterschiedslos auch in der Kirche durchsetzen zu wollen. Gesellschaftliche Tendenzen sind nicht von vornherein identisch mit dem Willen Gottes. Und würde die Kirche sich der Mehrheitsgesellschaft unbesehen anpassen, würde sie überflüssig und nicht mehr – biblisch gesprochen – Licht und Sauerteig der Welt sein.
Die Zeichen der Zeit führen in mehreren Schritten zu Konsequenzen und Veränderungen.
- Wir erkennen sie an als gottgegebenes Zeichen. In unserem Fall: Die Forderung nach Gleichberechtigung der Frauen.
- Wir fragen: Wo hat Gott schon in seinem bisherigen durch die Offenbarung bezeugten Handeln Hinweise in diese Richtung gegeben, Spuren gelegt?
Nach Kardinal Newman (1801-1890) gibt es eine „Entwicklung der christlichen Lehre“ wie vom Kind zum Erwachsenen. Gott hat gleichsam die Samenkörner schon gelegt, die in der Gegenwart aufgehen und wachsen sollen. - Änderungen dürfen deshalb keine Verwässerung des authentisch Christlichen sein, sondern müssen das Eigentliche und Wesentliche in neuer Weise aufzeigen. Sie müssen noch mehr in die Mitte des Glaubens führen als das Bisherige, nicht weniger.
- Sind die Absichten Gottes erkannt, müssen sie mit Mut zu Neuem umgesetzt werden.
- An diesem Prozess müssen alle Gläubigen beteiligt und auch Außenstehende gehört werden.
Im Raum des Glaubens stellen sich demnach die Fragen:
Wie hat (in den Worten Jesu:) „der Schöpfer am Anfang“, wie auch in seinem fortwährenden Weiter-Erschaffen Frau und Mann gewollt?
Was sind die Achsen, um die das Mann- und Frausein bei allen Wandlungen kreist?
Welche möglichen Entwicklungen hat Gott in der Heilsgeschichte schon angedeutet, z.B. durch exemplarische Frauen?
Welche Weiterentwicklungen ermöglicht und fordert er durch die Strömungen der Gegenwart?
Gehen wir also mit den Herausforderungen unserer Zeit im Ohr und Herzen auf die Suche nach zukunftsweisenden Hinweisen im biblischen Sprechen Gottes.
Fortsetzung Mittwoch, den 27. Oktober
Zu den vorangegangen Texten der Reihe:
1. Suche nach genuinem apostolischen Frauenamt
2. Machtfrage blockiert Amtsfrage
3. Im Namen der Gleichberechtigung?
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Die Beiträge „am Puls“ sind der Versuch ihrer jeweiligen Verfasser, auf der Basis und im Geist der PASTORAL AM PULS Stellung zu aktuellen Fragen zu nehmen. Sie beanspruchen nicht, im Namen aller Vertreter der PASTORAL AM PULS zu sprechen.