II Vertiefungstexte – Pastoral des Handelns mit Gott

Steuermann steuert ein Schiff auf wilder See

Vertiefungstexte 14 – 25:

II Pastoral des Handelns mit Gott

Kentenich betrachtet „die Erziehung zum praktischen Vorsehungsglauben als eine zentrale Aufgabe der heutigen Seelsorge“. (Das Lebensgeheimnis Schönstatts, 1952, zitiert in: King, 55)

Kentenich:

„Das ist das traurige Schicksal vieler heutiger, auch dogmatisch gut geschulter Christen, die nicht selten glänzend über religiöse Wahrheiten sprechen können. Der Glaube ist bei ihnen im Kopf geblieben, er ist nicht in Herz und Leben übergegangen, kurz, er ist nicht zum praktischen Vorsehungsglauben ausgereift. Darum konnte er nicht tief genug Wurzeln schlagen, wenigstens nicht tief genug für das Sturmesgewitter der heutigen apokalyptischen Zeit…
Die Not, das Dunkel, die Krise beginnt da, wo die Unbegreiflichkeiten der heutigen Zeitgeschichte berührt werden und zur Diskussion stehen. Solange sie gesättigt und gefriedet hinter dem grünen oder an dem wohlgedeckten Tisch sitzen und das schaurig-schöne hin- und herjagende Spiel sich zusammenballender pechschwarzer Wolken oder die heranbrechende Naturkatastrophe, das grelle Aufleuchten der Blitze und das drohende Grollen der Donner vom gesicherten Ort aus beobachten konnten, ging es noch einigermaßen an.
Die Situation änderte sich aber in dem Augenblick wesentlich, wo sie selbst in Sturm und Ungewitter hineingeraten sind, wo sie die übliche, feste Grundlage gewohnter seßhafter Verhältnisse und selbstverständlicher Meisterung bekannter Umstände verloren haben, wo sie ins Dunkel von Gegenwart und Zukunft hineinstarren und gewärtig sein mußten, von der Eisscholle, die sie inmitten eines furchtbaren Schiffbruches erwischt hatten, jeden Augenblick in die endlos unbarmherzigen und rätselhaften Tiefen hilflos und unrettbar hinabgeschleudert zu werden.
Nicht der Gott der Heiligen Schrift und religiösen Bücher, nicht der Gott der Altäre, nicht der Gott in fernen Himmelshöhen und im nahen Herzensschrein ist für sie in Frage gestellt. Ihr Problem – schlechthin das Problem – ist der Gott des Lebens, der Gott des heutigen Lebens. Es ist der Herr, der im Sturme der heutigen Zeit seelenvergnügt zu schlafen scheint und auf stürmisch drängende und quälende Weckrufe sich nicht vom Schlafe aufscheuchen läßt. Alles Bitten und Betteln, alles Rufen und Schreien »Herr, hilf uns, wir gehen zugrunde!« (Mt 8,25) scheint vergeblich zu sein. Er schläft weiter, weiter, weiter. Er sieht nicht und hört nicht; er weiß nicht, um was es geht – so hat es wenigstens den Anschein. Menschen dieser Art fehlt der praktische Vorsehungsglaube.
Es mag nicht lange mehr dauern, dann verlieren sie auch den theoretischen Glauben an Gottes weise und fürsorgliche Weltregierung oder das grundsätzliche Stehen zu einem von Gott entworfenen und zielstrebig durchgeführten großen Weltenplan. Ist die Wurzel des Glaubens einmal auf solche Weise angekränkelt, so wird der Bazillus sich bald vermehren und die Wurzel ganz zerstören, so daß sie den Baum des religiösen Lebens nicht mehr tragen kann. Kommt sodann ein großer Sturm, so bricht er elendiglich zusammen.“

(Das Lebensgeheimnis Schönstatts, 1952, zitiert in: King, 139f)

Ohne diesen ausgeprägten Vorsehungsglauben findet die heutige Welt zu Gott nicht mehr zurück; ohne ihn gibt es keine Sicherheit in der Unsicherheit des Lebens. (Studie 1949, zitiert in: King, 54)

 


Literatur:

Kentenich, Joseph, Studie 1949 als Manusskript gedruckt.
Kentenich, Joseph, Das Lebensgeheimnis Schönstatts (Texte von 1952), 2 Bände, Vallendar 1971 und 1972.
King, Herbert: Gott des Lebens (Joseph Kentenich – Ein Durchblick in Texten, Nr. 7), Vallendar-Schönstatt 2010.


Foto: pixabay.com

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