17 Vertiefungstexte – Geöffnete Türen

zwei Türenreihen

17 Geöffnete Türen – Schitt 17

Mit Paulus sehen wir in den „Spuren“ sich öffnende Türen. Sie sind sichtbare Zeichen für die unsichtbar öffnende Hand Gottes, die einlädt, hindurchzugehen. Kentenich hat dieses Bild von Paulus übernommen (1 Kor 16,9; 2 Kor 2,12; Kol 4,3; vgl. Apg 16,6ff). Er unterscheidet folgendermaßen:

Türen des SEINS – Seinsstimmen

Da Gott in allem Geschaffenen wirkt, fügen wir uns ein in sein Wirken, wenn wir personenbezogen und sachgerecht handeln, wenn wir die Gesetzmäßigkeiten der Schöpfung, gerade auch der Ökologie, respektieren, durch Erfahrungen Lernende sind und uns auch an den Erkenntnissen der Humanwissenschaften orientieren. Wir nehmen unseren Platz ein und unsere Aufgaben wahr im Gefüge und Organismus der Kirche. Wir lassen uns ein auf die Lebens- und Glaubensvollzüge, wie sie uns durch die Schrift und Lehre der Kirche erschlossen werden.
Wir sehen das Sein sowohl überzeitlich als auch zeitgebunden, geschichtlich und dynamisch.

Türen der ZEIT – Zeitenstimmen

In den alltäglichen Vorkommnissen – den kleinen des persönlichen Lebens wie den großen Ereignissen und Strömungen der Zeit – und in den Menschen, die uns begegnen, zeigt uns Gott, auf welche Bedürfnisse wir eingehen, welche Anliegen wir aufgreifen und welche Wege wir einschlagen sollen, welche Mittel wir wählen können und welche wir ablehnen müssen, welche Impulse wir aufnehmen können und welche wir zurückweisen müssen; was wir als Kirche tun, was wir lassen, was wir verkünden sollen.
Wir ertasten mit der Hand den Puls der Zeit.

Türen der SEELE – Seelenstimmen

Das seelische Leben der Menschen ist der unmittelbarste Resonanzraum des Sprechens Gottes. In den seelischen Bedürfnissen der Menschen zeigt er uns seine Wünsche; in ihrem Suchen sein Wollen, in ihren Fragen die Antworten, die er geben will, in ihren Leiden die Weise, wie er heilen und erlösen will, in ihren Sehnsüchten seine Vorhaben, in ihren Visionen seine Pläne. In den Seelen keimt die Zukunft, die Gott bewirken will, auch die Zukunftsgestalt der Kirche.
Da sich dies alles in der Tiefe der Seele abspielt, braucht es Seelsorgerinnen und Seelsorger, die mit ihrer eigenen Seele in Kontakt sind und sie anderen öffnen, die an das Gute und Göttliche in jedem Menschen glauben, die das Ungesagte heraushören und mit den Menschen lebendige Fühlung halten.
Wir ertasten mit der Hand den Puls der Menschen.

Die drei Türen bedingen und durchdringen sich gegenseitig.
Die Türe des Seins isoliert betrachtet führt in Ideologie und Dogmatismus. Die Türe der Zeit allein in Relativismus und Abhängigkeit vom Zeitgeist. Die Türe der Seelen allein in Subjektivismus.
Die zwischen den drei Polen auftretenden Spannungen müssen ausgehalten und miteinander ins Gespräch gebracht werden, bis sich nach geduldigem Ringen neue Lösungswege auftun.

 


Foto: pixabay.com

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