10. Frau repräsentiert Gemeinde und Christus.
Was macht den katholischen Priester so „exklusiv“? Sein sakramentales Verständnis. Sakramental, das heißt: Das geglaubte Verborgene wird sichtbar dargestellt. Auf den Priester bezogen: Die unsichtbare Gegenwart Christi wird vom Priester sichtbar dargestellt. Er darf nicht sich selbst präsentieren, er repräsentiert Christus. Im Bild der Kirche als Leib Christi: Der Priester repräsentiert Christus als Haupt. Da kann die Gemeinde nicht mithalten. Oder doch? Repräsentiert denn der Priester alleinig Christus? Nein, die Gemeinde repräsentiert ebenfalls Christus! (in den gegenwärtigen Diskussionen oft übersehen), nämlich seinen ganzen Leib. Also Christus in seiner Gesamtheit, in seiner Fülle. Das ist sogar „mehr“ als nur das Haupt!
Im anderen Bild der Ehe – aber das ist mehr als ein Bild, ein Realbild, eine Wirklichkeit im Bild – stellt der Priester den Bräutigam Christus, die Gemeinde die Braut Kirche dar.
Die Glaubensantwort auf das Zeichen der Zeit – Gleichberechtigung der Frau – scheint mir darin zu bestehen, zunächst einmal in der Eucharistie: Die Braut – in Gestalt der Laien wie in der Gestalt der Frauen – darf nicht länger untergeordnet, nachrangig gegenüber dem Bräutigam sein. Sondern ebenbürtig.
Ich plädiere dafür, dass dem Priester in der Eucharistie eine Frau als Repräsentantin der Gemeinde gegenübertritt. An die Seite tritt. Als Repräsentantin der Laien. Auch der Männer! Dem Priester ebenbürtig. Dies habe ich ausführlich dargestellt in „Maria 3.0“:
Wenn der Mann im Amt sich eher als Repräsentant Christi versteht, so die Frau als Repräsentantin des Heiligen Geistes.
Wenn der Mann im Amt sich als Repräsentant Christi als Haupt der Kirche versteht, so die Frau als Repräsentantin der Kirche als Leib Christi, das heißt der Ganzheit und Fülle Christi.
Entscheidend ist die Gleichgewichtigkeit und Gleichberechtigung. „Irenäus von Lyon, ein Kirchenvater des 2. Jahrhunderts, spricht von den beiden Händen des Vaters: dem göttlichen Sohn und dem Heiligen Geist. Beide offenbaren die Liebe Gottes im Heilsgeschehen, gleich ursprünglich im wahrsten Sinne des Wortes …“ (Daniela Mohr-Braun)
Ich plädiere dafür, dass auch die Gemeinde in der Eucharistie repräsentiert wird durch eine konkrete Person. Das sollte eine Frau sein. Es ist urbiblisches Denken: Eine Gemeinschaft wird durch eine Frau repräsentiert. Israel ist die Tochter Zion, die Stadt Jerusalem die Tochter Jerusalem, Maria ist das Urbild der Kirche, die Braut des Lammes die Gemeinschaft der Vollendeten.
Eine Frau als Vertreterin, Sprecherin, Repräsentantin der Gemeinde in der Feier der Eucharistie: Wäre das etwas Neues, ohne Rückhalt in der Tradition der Kirche? Alle bisherigen Darlegungen wollen zeigen: Das ist tief verwurzelt schon in der biblischen Tradition. Es ist wie ein zweiter Ast am Baum der Kirche, der schon immer als Anlage da war, jetzt aber voller Energie am Wachsen ist.
Foto: pixabay.com
Fortsetzung Mittwoch, den 8. Dezember
Zu den vorangegangen Texten der Reihe:
1. Suche nach genuinem apostolischen Frauenamt
2. Machtfrage blockiert Amtsfrage
3. Im Namen der Gleichberechtigung?
4. Zeichen der Zeit?
5. Verlegenheitsargument – oder … ?
6. Gottes Geliebte
7. Bräutigam und Braut – eine bedenkliche Metapher?
8. Hochzeitsmahl der Lammes
9. Wo bleibt die Braut
Foto: pixabay.com
Die Beiträge „am Puls“ sind der Versuch ihrer jeweiligen Verfasser, auf der Basis und im Geist der PASTORAL AM PULS Stellung zu aktuellen Fragen zu nehmen. Sie beanspruchen nicht, im Namen aller Vertreter der PASTORAL AM PULS zu sprechen.